„Der Masterplan eröffnet Perspektiven für die Kulturpolitik der Zukunft. Wir veröffentlichen heute nicht nur diesen Plan, sondern gehen wichtige Maßnahmen direkt an. Für manche Lösungen braucht es vor allem Hirnschmalz, wenn wir etwa über die Vereinfachung von Förderrichtlinien reden. Für andere Maßnahmen braucht es auch Geld. Deshalb investieren wir in den kommenden zwei Jahren zusätzlich noch einmal rund 6,7 Millionen Euro in die Umsetzung der ersten Schritte aus dem Masterplan. Ich bin der Regierungskoalition sehr dankbar, dass sie mit dem Doppelhaushalt diesen Kraftakt möglich gemacht hat. Wir werden damit wichtige Maßnahmen in Angriff nehmen für unser Ziel einer Kulturpolitik für alle.“
Das Land will in wenigen Wochen eine neue Förderrichtlinie veröffentlichen, die Anregungen aus dem Masterplan-Prozess und der Corona Pandemie aufnimmt. Sie soll Förderverfahren vereinfachen und Bürokratie abbauen. Auch will es künftig einen Kulturbericht herausgeben, um mehr Transparenz über die Förderung des Landes zu schaffen. Und es will gemeinsam mit den Akteurinnen und Akteuren erarbeiten, wie ein regelmäßiger Dialog aussehen kann, zum Beispiel in Form eines Kulturbeirats.
Kultur für alle
Kultur für alle bedeutet: Kultur überall. Deswegen will das Land Kultur in den ländlichen Räumen und in den Städten gleichermaßen stärken. Es investiert in die LandKulturPerlen, die nun in ganz Hessen für Kultur für alle sorgen können. Es erprobt gemeinsam mit einer ländlichen Kommune einen Anker für Kultur in der Innenstadt zu schaffen, indem wir dabei helfen, ein kulturelles Begegnungszentrum aufzubauen, einen so genannten Dritten Ort. Und weil einerseits die Mieten in Ballungsgebieten hoch sind, es im ländlichen Raum aber andererseits Leerstand gibt, sollen im ganzen Land eine Leerstandsbörse und die Fortsetzung des Atelierprogramms die Kreativen dabei unterstützen, den für ihr Projekt passenden, bezahlbaren Raum zu finden. Ein Kulturgutportal soll Hessens kulturelle Schätze in die Wohn- und Arbeitszimmer der Menschen bringen und die Menschen gleichzeitig dazu motivieren, sich diese wunderschönen Schätze auch live anzuschauen.
Kultur für alle bedeutet Kulturelle Bildung von Anfang an. Hessen will in einem fraktionsübergreifenden Prozess gemeinsam mit den Kommunen die Musikschulen landesweit stärken und ihre Förderung so weiterentwickeln, dass es landesweit mehr Angebote bei steigender Qualität gibt. Ein Institut für Kulturelle Bildung soll entstehen als Anlaufstation für Weiterbildung und Vernetzung, in der sich Schulen und freie Träger mit der Wissenschaft zusammenschließen. Für alle, die gerne in ihrem Kindergarten, ihrem Verein oder an ihrer Schule ein Kulturangebot schaffen wollen, sollen ein Künstler*innen-Pool und später auch eine digitale Best-Practice-Börse als Übersicht über tolle Projekte und Kreative eine niedrigschwellige Möglichkeit darstellen.
Kultur für alle bedeutet auch Teilhabe an Kultur für alle. Es bedeutet, Zugangshürden abzubauen und neue Zugänge zu Kultur zu ermöglichen. Um zu verstehen, welche Hürden Menschen wahrnehmen, und sie systematisch beenden zu können, setzen wir auch auf so genannte Nichtbesucherstudien. Museen und Gedenkstätten sollen die Möglichkeiten digitaler Kulturvermittlung voll ausschöpfen und ihre Inhalte so aufbereiten können, dass sie zum Beispiel auch von Menschen mit Behinderungen wahrgenommen werden können. Das Land will zudem Einrichtungen dabei unterstützen, Informationen in Leichter Sprache bereitzustellen, damit auch Menschen mit kognitiven Einschränkungen oder geringen Deutschkenntnissen kulturelle Angebote wahrnehmen können. Auch ein Programm zur weiteren Interkulturellen Öffnung der Kultureinrichtungen des Landes ist vorgesehen.
Kultur für alle bedeutet auch, Verantwortung zu übernehmen für die eigene Geschichte. Um Raubkunst besser aufzuarbeiten, die Verfolgten des NS-Regimes entzogen oder im kolonialen Kontext unrechtmäßig erworben wurde, will das Land die Provenienzberatung für staatliche und nichtstaatliche Museen mit zusätzlichen Mitteln stärken.
Der Beteiligungsprozess
Der 2018 veröffentlichte Kulturatlas bildete den ersten Schritt zur Erarbeitung des Masterplans Kultur. 2018 folgte eine Online-Umfrage mit mehr als 1.700 Teilnehmenden. Pandemiebedingt verzögert, begann der eigentliche Masterplan-Prozess im Januar 2021 mit einer digitalen Auftaktveranstaltung, einer Werkstattphase und neun Fachworkshops. Ergänzt wurden sie durch einen Jugendworkshop mit Menschen im Alter bis 27 Jahre. Im Oktober 2021 lud das HMWK Bürgerinnen und Bürger zu drei Regionalforen ein, je eines in Nord-, Mittel- und Südhessen. Nach einer internen Textarbeit und ersten Abstimmung innerhalb der Landesregierung folgten im Mai bis Juni 2022 neun Vertiefungsworkshops in Präsenz. Um zusätzlich allen Interessierten die Chance auf eine Beteiligung am Masterplan-Prozess zu eröffnen, führte das HMWK von August bis September 2022 eine umfangreiche Online-Beteiligung durch. Nach der Abstimmung der Ergebnisse innerhalb der Landesregierung wurde der Text des Masterplans Kultur im Februar vom Kabinett beschlossen.