Staatssekretär Degen mit acht Frauen stehen in einer Reihe. Auf der Wand hinter ihnen ist das Hessen Wappen aufgedruckt.

Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur

Ottilie-Roederstein-Stipendien fördern Frauen in der Kunst

Künstlerinnen und kulturschaffende Frauen fördern und in den Fokus zu rücken: Das ist das Ziel der Ottilie-Roederstein-Stipendien des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur. Sie werden in diesem Jahr zum vierten Mal vergeben.

Insgesamt 73 Bewerbungen sind für die drei Kategorien eingegangen. Die Jury hat zehn Künstlerinnen, darunter ein Kollektiv, für Haupt-, Nachwuchs- und Arbeitsstipendien ausgewählt. Christoph Degen, Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur hat die Stipendien am Montag im Ministerium überreicht.

„Kunst und Kultur leben von der Beteiligung und kritischen Blick aller – erst recht von Frauen. Trotzdem sind professionelle Künstlerinnen in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit immer noch zu wenig präsent. Das wollen wir mit ändern und haben mit den Ottilie-Roederstein-Stipendien bundesweit eines der höchstdotierten Förderprogramme für Frauen in der Kunst aufgesetzt“, so Staatssekretär Christoph Degen. „Die diesjährigen Stipendiatinnen machen die ganze Bandbreite der Künste und den wertvollen Anteil von Künstlerinnen daran sichtbar. Ebenso beeindruckend sind die Themen: Die Künstlerinnen setzen sich mit Rassismus und Einwanderung auseinander und schaffen nicht nur Kunst, sondern auch Räume zum Austausch. Ich gratuliere ihnen zu ihrem Erfolg und bin gespannt, die umgesetzten Projekte zu sehen, zu hören und zu erleben!“

Preisträgerinnen und ihre Projekte

Eines von zwei Ottilie-Roederstein-Hauptstipendien 2025 geht an die Frankfurter Künstlerinnen Sina Ahlers und Julia Mihály. Ahlers, Absolventin des Studiengangs „Szenisches Schreiben“ der Universität der Künste in Berlin und die Komponistin Mihály erhalten das Stipendium für ihr gemeinsames Projekt mit dem Arbeitstitel „Der Brand“. Gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern und dem Staatstheater Kassel setzen sich die Frauen mit der EU-Asylpolitik, den Entwicklungen an den deutschen Außengrenzen und ihren Folgen auseinander. Geplant sind unter anderem Interviews mit Menschen aus Kassel, Klangcollagen, auto-biografische Erzählungen und poetische Werke. Die Ergebnisse sollen auch Eingang in eine Inszenierung am Staatstheater Kassel finden.

Das zweite Hauptstipendium geht an Catrine Val, die Freie Kunst an der Kunsthochschule Kassel studierte und mittlerweile weltweit lehrt und arbeitet. Mit ihrem Projekt „Kaleidoskop der Zeit – Geschichten aus der Diaspora“ will sie Geschichten von Migrantinnen in Kassel erzählen. Das Vorhaben soll gemeinsam mit der Stadtschreiberin von Kassel, Amira El Ahl, umgesetzt werden. Geplant sind Fotografie und Videos sowie ein Showroom, in dem die Künstlerinnen mit Menschen zu biographischen Themen ins Gespräch kommen. Die Ergebnisse werden im Kasseler Kunstverein zu sehen sein.

Beide Hauptstipendien sind mit jeweils 40.000 Euro dotiert zuzüglich bis zu 30.000 Euro Projektmittel.

Nachwuchsstipendien fördern junge Talente

Eines von zwei Ottilie-Roederstein-Nachwuchstipendien geht an Carolin Pysalski, die 2023 ihr Studium der Visuellen Kommunikation an der Kunsthochschule Kassel abschloss. Carolin Pysalski will einen gesellschaftskritischen Graphic Novel mit dem Titel „Rasenmähercomic“ umsetzen. Die Geschichte spielt in einer kleinbürgerlichen Nachbarschaft und nutzt Garten und Rasenmähen als Metaphern für größere politische und ökologische Themen wie Grenzen, Kontrolle, Klimawandel und Mensch-Natur-Beziehungen.

Das zweite Nachwuchstipendium bekommt Laura Stellacci. Sie hat unter anderem Choreographie und Performance an der Justus-Liebig-Universität Gießen studiert und lebt in Berlin. Laura Stellcacci plant eine szenische Tanzperformance zur Geschichte der italienischen Nonne Karen Boccalero. Ihr unkonventionelles Leben zwischen Kloster und Mitgliedschaft in einer Punkband macht Stellacci durch eine Tanzperformance zu selbst komponierter Musik lebendig.

Die zwei Nachwuchsstipendien sind mit jeweils 20.000 Euro dotiert, hinzu kommen bis zu 20.000 Euro Projektmittel für die Umsetzung des Vorhabens.

Arbeitsstipendien für erschwerte Arbeitsbedingungen

Mit fünf Arbeitsstipendien werden Künstlerinnen ausgezeichnet, die aufgrund der Betreuung eines Kindes oder der Pflege eines nahen Angehörigen erschwerte Arbeitsbedingungen haben und sich dennoch weiter ihrer nachgewiesenen seriösen künstlerischen Tätigkeit widmen möchten. Die Arbeitsstipendien sind mit jeweils 5.000 Euro dotiert. Eleonora Herder (Frankfurt) möchte durch künstlerische Aktionsforschung im virtuellen Raum über Rechtsextremismus, rechte Strukturen und Antifeminismus im Rhein-Main-Gebiet forschen und ihre Ergebnisse in einem Theaterstück präsentieren. Alina Huppertz (Frankfurt) wird einen Liederabend entwickeln, der das Spannungsfeld in Familien auslotet. Sopo Kashakashvili (Frankfurt) will Interviews mit Müttern der ersten Generation von Migranten in Form von Tanz und Musik umsetzen. Daraus soll eine Video-Oper entstehen. Eva Tatjana Stürmer (Frankfurt) möchte eine Serie von teils medialen Raumobjekten realisieren. Und Sophia Solaris (Kassel) plant, ihrem Vater, dem Bildhauer Eberhard Eckerle, und seinem Werk ein Denkmal in Form einer Vater-Kinder-Ausstellung zu setzen.

In der Jury saßen Julian Urban und Sabine Rehberg vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur, Eva Claudia Scholtz, Geschäftsführerin der Hessischen Kulturstiftung, Prof. Franziska Nori vom Frankfurter Kunstverein, Prof. Martin Nachbar von der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst sowie Valentina Knežević, Video Artist und Ottilie-Roederstein-Stipendiatin 2024.

Die Namensgeberin: Ottilie Roederstein

Ottilie Wilhelmine Roederstein (1859-1937) war eine erfolgreiche Porträtmalerin und Zeichnerin. Sie lebte und arbeitete unter anderem in Frankfurt am Main und Hofheim am Taunus. Roederstein setzte sich gemeinsam mit ihrer Lebensgefährtin Dr. Elisabeth Winterhalter, der ersten deutschen Chirurgin, für die Gleichberechtigung der Frau ein. So eröffnete sie ein Lehr-Atelier, das ausschließlich Schülerinnen aufnahm.