Feldhamster sitzt auf der Wiese und frisst Grashalme.

Hessisches Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt, Weinbau, Forsten, Jagd und Heimat

Neue Hoffnung für hessische Hamster

Der Feldhamster ist weltweit vom Aussterben bedroht. Die Zahl der hessischen Vorkommen ist innerhalb weniger Jahre auf nur noch zehn Gebiete geschrumpft. Deswegen sind umfangreiche Schutzmaßnahmen für die Art notwendig.

Viele freiwillig vereinbarte Maßnahmen zum Schutz der Hamster werden bereits jetzt auf den hessischen Äckern gemeinsam mit den hessischen Landwirtinnen und Landwirten umgesetzt. Trotz der Anstrengungen von Landwirtschaft und Naturschutz ist es in einigen Gebieten notwendig geworden, den Bestand aktiv zu stützen oder wiederanzusiedeln. Dafür standen zuletzt in Hessen nicht genügend Tiere geeigneter genetischer Herkunft zur Auswilderung zur Verfügung. „Naturschutz ist dann am effektivsten, wenn Naturschutz und Landwirtschaft an einem Strang ziehen,“ erklärte Landwirtschaftsminister Jung und dankte allen Vertreterinnen und Vertreten aus Landwirtschaft und Naturschutz für ihr großes Engagement zum Erhalt der biologischen Vielfalt. In Langgöns ist durch die bereits vorhandene Zuchtstation hessenweit der Feldhamster im besten Erhaltungszustand.

Ziel: eine stabile Feldhamsterpopulation

„Wir hoffen, dass die neue Station in Langgöns mit einer Haltungskapazität von mindestens 100 Feldhamstern kurz- und mittelfristig die Lücke in den Schutzbemühungen schließt. Dann könnten wir den Bedarf hessenweit decken, weitere Tiere im Land ansiedeln und so den Bestand stützen,“ so Minister Jung bei der Eröffnung der neuen Erhaltungszucht in Langgöns.

Nach erfolgter Auswilderung gelte es, mit den Landwirtinnen und Landwirten weiterhin vertrauensvoll zusammenzuarbeiten, damit die Tiere in den offenen Ackerlandschaften überleben können. Durch die vorbildliche Zusammenarbeit von Landwirtschaft und Naturschutz in den Feldflur-Projekten ist in zwei Teil-Populationen bereits eine Stabilisierung der Bestände erreicht worden.

Land fördert mit hoher Summe Naturschutz und Landwirtschaft

Projektträger für die neue Erhaltungszuchtstation, die mit rd. 720.000 Euro seitens des Landes über sechs Jahre gefördert wird, ist die AG Feldhamsterschutz der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON e.V.). Diese unternimmt bereits seit Jahren intensive Anstrengungen, die letzten Feldhamstervorkommen in Hessen zu schützen und ist in Deutschland mit anderen Feldhamster-Schutzprojekten gut vernetzt.

Der Vorsitzende der HGON, Dr. Tobias Reiners, zeigte sich anlässlich der Eröffnung sehr erfreut über die Zuwendung des Landes: „Der Aufbau der neuen Erhaltungszucht und die damit verbundene Erhöhung der Zuchtkapazitäten in Hessen sind ein weiterer Meilenstein für den Erhalt des Feldhamsters in Hessen. Wir arbeiten mit vielen Landwirtinnen und Landwirten, den Ämtern für ländlichen Raum, Naturschutzbehörden und den vielerorts sehr engagierten ehrenamtlichen Naturschützern hervorragend zusammen. Zudem sind wir sehr froh, dass wir mit Julia Heinze als Stationsleiterin, eine in der Feldhamsterzucht sehr erfahrene Veterinärin, für die fachliche Betreuung der Zuchtstation haben gewinnen können.“

Hintergrund

Der Feldhamster (Cricetus cricetus) gilt in Hessen als auch weltweit vom Aussterben bedroht (Rote Liste Hessen, Dietz et al. 2023; IUCN). Er kommt bundesweit nur noch in wenigen zusammenhängenden Gebieten vor. Die Art ist im Anhang IV der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) der Europäischen Union als streng zu schützende Tierart von gemeinschaftlichem Interesse gelistet und entsprechend nach § 44 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) in Deutschland streng geschützt. Die Arten des Anhangs II und IV FFH-Richtlinie sind nach den europarechtlichen Verpflichtungen in einem „günstigen Erhaltungszustand“ zu erhalten. Auch im Anhang II der Berner Konvention ist der Feldhamster aufgeführt.

Die Zahl der hessischen Vorkommen ist innerhalb weniger Jahre von 58 auf aktuell nur noch 10 Vorkommensgebiete geschrumpft. Ursprünglich besiedelte die Art in Hessen von Süden nach Norden ein relativ zusammenhängendes Gebiet von den Landkreisen Bergstraße und Groß-Gerau, über die Taunusregion und das Rhein-Main-Gebiet bis in die Wetterau und den Landkreis Gießen hinein. Vorkommen gab es auch im Lahn-Dill-Gebiet und im Amöneburger Becken. Ganz im Westen wurde die Region um Limburg besiedelt. In Osthessen konnten Feldhamster im Vogelsbergkreis, dem Kreis Fulda sowie dem Main-Kinzig-Kreis nachgewiesen werden. Einzelvorkommen sind aus dem Kreis Offenbach und dem Kreis Darmstadt-Dieburg und rund um Kassel bekannt. Der Feldhamster war bis in die 1970er Jahre auf „Feldhamster-geeigneten“ Ackerflächen (bevorzugt auf grabbaren Lössböden) noch relativ weit verbreitet.

Das Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt, Weinbau, Forsten, Jagd und Heimat fördert seit 2018 im Rahmen des Sonderprogramms „Förderung von Leitarten der Feldflur“ in neun Schwerpunkträumen gezielt und erfolgreich Arten der offenen Ackerlandschaft. Die Projekte gingen aus einer gemeinsamen Arbeitsgruppe mit Naturschutzverbänden, Jagdverband und Hessischer Bauernverband hervor. In Zusammenarbeit mit Verbänden und Landbewirtschaftenden werden die Lebensräume in der offenen Agrarlandschaft so gestaltet, dass sich die Bestände der Tier- und Pflanzenarten stabilisieren, erholen oder im besten Fall ehemalige Vorkommensgebiete wieder besiedelt werden. Als Ziel- und Leitarten stehen insbesondere Feldhamster, Grauammer und Rebhuhn sowie weitere Arten aus der Gruppe der Insekten und Ackerwildkräuter mit hoher Gefährdungskategorie im Fokus.