„Die Menschen in Hessen sollen überall gut leben können und nicht dort, wo sie müssen, um Arbeit zu finden oder eine Ausbildung abzuschließen. Das fördern wir als Land“, sagte Ministerpräsident Boris Rhein am Dienstag bei der dritten Veranstaltung der Gesprächsreihe „Talk im Gasthaus – mit dem Ministerpräsidenten im Gespräch“, die diesmal in Freiensteinau im Vogelsbergkreis stattfand. Die Gesprächsreihe wird von der Hessischen Staatskanzlei, dem DEHOGA Hessen e.V. und dem Landfrauenverband Hessen e.V. organisiert. Die gastgebenden Betriebe wurden durch den Wettbewerb „Die besten Dorfgasthäuser in Hessen 2022“ ausgezeichnet.
Ländliche Räume für Familien attraktiv
Der Trend, dass immer mehr Hessinnen und Hessen auf dem Land leben wollen, bestätigt sich auch im Vogelsbergkreis und in Freiensteinau. Laut einer Studie, die die Hessische Landesregierung beim Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung in Auftrag gegeben hat, verzeichneten alle Städte und Gemeinden im Vogelsbergkreis im Untersuchungszeitraum 2009 bis 2011 gegenüber 2019 bis 2021 Wanderungsgewinne. Freiensteinau hat von dieser Entwicklung am meisten im Vogelsbergkreis profitiert und steht dort an der Spitze des Trends, auf dem Land zu wohnen. So verzeichnet Freiensteinau ein Plus von 10,7 Personen pro tausend Einwohnerinnen und Einwohner – vormals waren es lediglich 0,7 Personen gewesen. Die Zugewinne basieren dabei laut Studie generell hauptsächlich auf Familien, die in die ländlichen Räume gezogen sind, und auf jungen Menschen, die für die Ausbildung seltener wegzogen.
Rhein verwies darauf, dass die Landesregierung viel getan habe, damit junge Menschen ihre Berufsausbildung oder ihr Studium in ihrer Heimat aufnehmen und abschließen könnten. „Mit dem Landesprogramm ,Zukunftsfähige Berufsschule' und der bundesweit einmaligen Absenkung der Mindestklassengrößen sorgen wir dafür, dass Ausbildungsberufe, auch an den Berufsschulstandorten im ländlichen Raum unterrichtet werden können. Wichtig ist uns aber auch, dass die jungen Menschen ihre Heimat nicht verlassen müssen, um nach Abschluss ihrer Ausbildung einen guten Job zu finden. Deshalb unterstützen wir mit einer Aufstiegsprämie Fachkräfte, die eine Weiterbildung zum Meister, Betriebswirt oder Fachwirt machen möchten.“
Verlagerung von Arbeitsplätzen
Die Landesregierung plant darüber hinaus, 3.000 Arbeitsplätze der öffentlichen Verwaltung in die ländlichen Regionen zu verlagern. Laut Rhein ist die Hessische Steuerverwaltung dabei Vorreiter: „500 Beschäftigte der Steuerverwaltung arbeiten schon heimatnäher, die Verlagerung von 700 weiteren Arbeitsplätzen ist geplant. Künftig werden also mindestens 1.200 Beschäftige der Steuerverwaltung kürzere Wege zur Arbeit, weniger Stress und mehr Zeit für Familie und Freunde haben“, sagte der Regierungschef und ergänzte: „Der Vogelsbergkreis ist der größte Gewinner dieses Vorhabens. 115 heimatnahe Arbeitsplätze entstehen dort. Kein anderes Amt in Hessen profitiert von der Verlagerung von Arbeitsplätzen in den ländlichen Raum so sehr wie das Finanzamt Alsfeld-Lauterbach.“
Der Regierungschef diskutierte in Freiensteinau zum Thema „Generationen-Wechsel – Leben und Arbeiten in den ländlichen Räumen“ mit den Inhabern des „Landgasthofes zur Post“, Katharina Koros und Sebastian Heil, der Landesgeschäftsführerin des Landfrauenverbandes Hessen e.V., Carola Biaesch, dem Ersten Kreisbeigeordneten des Vogelsbergkreises, Dr. Jens Mischak, sowie Katrin Schmidt-Wagner, Inhaberin der Firma Schmidt Hausbau in Lauterbach-Maar.