An der Verabschiedung nahmen zahlreiche Gäste aus der Polizei, Politik und des Innenministeriums teil. Darunter waren auch Landtagspräsidentin Astrid Wallmann und Innenminister a.D. Peter Beuth sowie zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landespolizeipräsidiums.
Innenminister Roman Poseck würdigte in seiner Rede die herausragenden Verdienste und Leistungen des 67-Jährigen für die hessische Polizei und damit für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger: „Lieber Herr Schäfer, es ist mir eine Ehre, Sie heute in diesem feierlichen Rahmen in den Ruhestand zu verabschieden. Anhand der zu Ihren Ehren erschienen Gäste wird klar, welche besondere Rolle Sie in der hessischen Polizei aber auch darüber hinaus eingenommen haben. Sie waren immer ein „Vollblutpolizist“, der seine Tätigkeit als Berufung verstanden hat und sie mit Leidenschaft auszufüllen wusste. Sie haben die vergangenen 50 Jahre in der hessischen Polizei geprägt und mitgestaltet wie kaum ein anderer. Gerade als Landespolizeipräsident ist es Ihnen außergewöhnlich gut gelungen, immer einen kühlen Kopf zu bewahren und pragmatische Lösungen für die vielfältigen Probleme zu finden. Mit Antriebskraft, Entschlossenheit und Ruhe haben Sie Ihre Entscheidungen stets in alle Richtungen abgewogen und auch immer daran gedacht, wie diese bei den Polizisten vor Ort ankommen. Ihre lange Erfahrung hat Sie zu einem äußerst geschätzten Ratgeber gemacht, der auch immer ein offenes Ohr für seine Kolleginnen und Kollegen hatte.
Polizeiarbeit modernisiert und verbessert
Dank ihrer herausragenden Führungspersönlichkeit ist die hessische Polizei heute so gut aufgestellt wie noch nie: Mehr als 22.500 Beschäftigte, davon über 16.000 Polizistinnen und Polizistinnen, sorgen für die Sicherheit unseres Landes. Sie haben die Polizei auf eine nächste Stufe gehoben und dafür gesorgt, dass alle Beschäftigten mit Smartphones ausgestattet werden, auf denen sich Apps befinden, die die Polizeiarbeit nicht nur modernisieren, sondern auch verbessern. Sie haben sich auch besonders für das sichere Leben jüdischer Bürgerinnen und Bürger in Hessen eingesetzt und standen stets im engen Austausch mit den jüdischen Gemeinden in Hessen. Gerade infolge des Angriffskriegs der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 mussten die Sicherheitsmaßnahmen hochgefahren werden. Auch nach den schrecklichen Taten in Mannheim, Solingen, Magdeburg, Aschaffenburg und München haben Sie die Sicherheit erhöht und die Polizei so aufgestellt, dass die Bürgerinnen und Bürger sicher Weihnachtsmärkte und andere Feste besuchen konnten. Die im vergangenen Jahr ins Leben gerufene Innenstadtoffensive, die heute erfolgreich in allen Polizeipräsidien etabliert ist und die Straßenkriminalität erfolgreich zurückdrängt, trägt Ihre Handschrift. Das sind nur wenige Ausschnitte, die Sie allein in den vergangenen anderthalb Jahren geprägt haben.
Blicken wir auf den Anfang Ihrer Karriere ins Jahr 1974: Deutschland ist zum zweiten Mal Fußballweltmeister geworden und Sie haben im Alter von 16 Jahren den Grundstein für eine erfolgreiche Laufbahn in der hessischen Polizei gelegt.
Erfolgreicher Einsatz mit überregionaler Anerkennung
Die ersten Jahre verbrachten Sie in verschiedenen Funktionen in der Bereitschaftspolizei und lernten dort das Einsatzgeschäft von der Pike auf. Das waren Erfahrungen, die die Basis für Ihre hohe Kompetenz in diesem Bereich legten und die Sie unter anderem zum richtigen Mann für die Gesamteinsatzleitung des Einsatzes der hessischen Polizei im Rahmen des Sommermärchens der Fußballweltmeisterschaft 2006 machten. Ein erfolgreicher Einsatz, für den Sie noch heute überregionale Anerkennung verdient erhalten.
Im Jahr 1993 folgte der Schritt in den höheren Dienst der hessischen Polizei. Die darauffolgenden Jahre verbrachten Sie bis 2002 bereits hier im Innenministerium, unter anderem als Leiter des Lagezentrums und stellvertretender Referatsleiter LPP 1. Ab 2002 haben Sie zunächst den Abteilungsstab im Polizeipräsidium Frankfurt geleitet und dann die Leitung der Abteilung Einsatz in Südosthessen und später der Abteilung Einsatz im personalstärksten Präsidium in Frankfurt übernommen. 2008 waren Sie zunächst Vizepräsident des Polizeipräsidiums Westhessen und lenkten zwei Jahre später als Polizeipräsident die Geschicke des Präsidiums.
Herausforderungen durch die Coronapandemie
Sechs Jahre später folgte die Ernennung zum Präsidenten des Landesamts für Verfassungsschutz, wo Sie das Thema innere Sicherheit aus einem anderen Blickwinkel kennenlernten und mitgestalteten. Mehr als sieben Jahre lang hatten Sie diesen wichtigen Posten inne – eine Zeit, in der die Gewährleistung der inneren Sicherheit in Deutschland und Europa für alle Beteiligten vor dem Hintergrund der islamistischen Anschläge in Paris 2015 und auf dem Berliner Weihnachtsmarkt 2016 eine große Herausforderung war. Auch für den Kampf gegen Rechtsextremismus stellten Sie das Landesamt für Verfassungsschutz gut auf. Der Kampf gegen Rechtsextremismus war Ihnen auch in den folgenden Funktionen insbesondere als Landespolizeipräsident immer ein großes Anliegen.
Im Jahr 2022 kehrten Sie schließlich zurück zu „Ihrer“ hessischen Polizei und ins Innenministerium. Sie wurden im November 2022 von meinem Vorgänger Peter Beuth zum Landespolizeipräsidenten ernannt. Eine äußerst gute Wahl, wie sich schnell herausstellte. Kaum im Amt angekommen mussten Sie sich mit den Auswirkungen der Coronapandemie auseinandersetzen. Auch für die Polizei zeigten sich besondere Herausforderungen in dieser Zeit. Neben der Aufrechterhaltung des Dienstbetriebs auch in Zeiten hoher Inzidenzen, musste neuen Phänomenen wie Querdenkern oder Demonstrationen mit Maskenpflicht und Abstandsregeln begegnet werden. Hier sind Sie immer mit Akribie und Augenmaß vorgegangenen, um gute Lösungen zu finden.
Respekt-Paket zur Anerkennung und Wertschätzung
Für die neue Landesregierung und mich persönlich als neuen Innenminister war es wichtig, dass Sie, lieber Herr Schäfer, mit Ihrer langjährigen Erfahrung und Ihrem umfangreichen Wissen stets beratend zur Seite standen und viele wichtige Hinweise einbrachten. Es war mir eine besondere Freude, mit Ihnen gemeinsam viele Dienststellenbesuche zu absolvieren. Dabei wurde nicht nur deutlich wie beliebt Sie sind, sondern dass Sie mit hoher Expertise und Professionalität Themen anpacken.
Begegnet ist uns dabei immer wieder das Thema des fehlenden Respekts gegenüber Einsatzkräften. Auch hier sind wir uns einig: Wer sich für die Sicherheit anderer einsetzt, muss auch den besonderen Schutz und Respekt der Führung, insbesondere aber den Respekt der Gesellschaft bekommen. Deshalb haben wir ein Respekt-Paket geschnürt, um unserer Blaulichtfamilie die Anerkennung und Wertschätzung entgegenzubringen, die sie verdient hat.
Unermüdlicher Einsatz und außergewöhnliches Engagement
Mit der Fußball-Europameisterschaft 2024 schließt sich ein bisschen der Kreis: Auch hier hat die Polizei dafür gesorgt, dass Fans aus aller Welt ein sicheres Fußballfest feiern konnten. Auch daran haben Sie einen erheblichen Anteil.
Lieber Herr Schäfer, ich danke Ihnen von Herzen für Ihren unermüdlichen Einsatz und Ihr außergewöhnliches Engagement für die Sicherheit unseres Landes. Sie hinterlassen eine wirklich gut aufgestellte hessische Polizei, in der Ihre Spuren noch lange sichtbar sein werden. Es ist auch Ihr Verdienst, dass Hessen weiterhin eines der sichersten Bundesländer ist, wie sich in der Polizeilichen Kriminalstatistik, die wir im März gemeinsam vorgestellt haben, wieder bestätigt hat.
Für Ihren Ruhestand wünsche ich Ihnen alles Gute. Sie haben jetzt über viele Jahrzehnte die Geschicke der hessischen Polizei maßgeblich mitgestaltet. Nun ist es an der Zeit, diese Energie in die Gestaltung Ihres – wirklich wohlverdienten – Ruhestands zu investieren. Ich bin überzeugt, dass Ihnen dabei nicht langweilig wird und wünsche Ihnen viel Spaß, sei es beim Tanzen und gemeinsamen Urlauben mit Ihrer Frau, auf Ihrem Segelboot oder mit der Familie.“