Justizminister Christian Heinz hat an diesem Mittwoch die Ausstellung „Trotz der langen verstrichenen Zeit… Die nazifaschistischen Massaker im Befreiungskrieg 1943-1945“ in der Frankfurter Paulskirche eröffnet. „Das Massaker von Marzabotto ist eines von unzähligen Verbrechen, die Deutsche im Zweiten Weltkrieg verübt haben. An jenen Tagen im Herbst 1944 ermordeten die Wehrmacht, SS und Polizei in dem italienischen Dorf über 700 Menschen: Frauen, Kinder, Priester und Senioren. Dafür stehen wir tief in der Schuld bei unseren italienischen Freundinnen und Freunden“, sagte der Justizminister und ergänzte: „Die Erinnerung an diese Verbrechen ist notwendig. Wir müssen die Vergangenheit kennen und die Erinnerung wachhalten, damit wir heute das Richtige tun. Freiheit und Demokratie müssen immer aufs Neue verteidigt werden, damit sich das Unrecht von damals nicht wiederholen kann. Die Paulskirche ist die Wiege der Demokratie in Deutschland und daher der beste Ort für diese Ausstellung.“
An das Massaker von Marzabotto sowie weitere Verbrechen in der Zeit der deutschen Besetzung Italiens während des Zweiten Weltkrieges erinnert die Ausstellung in der Paulskirche. Sie dokumentiert auf mehr als 80 Tafeln und Medienstationen die Ereignisse, aber auch die strafrechtliche Ermittlung und die Verfolgung der Täter. „Das ‚Nie wieder‘ darf nicht zu einer einfachen Floskel verkommen. Die Ausstellung führt uns auch vor Augen, dass es sich lohnt für unsere Werte und die Freiheit einzustehen“, sagte der Justizminister.
Die Ausstellung, die in Italien bereits an vielen Orten zu sehen war, wird zum ersten Mal in Deutschland gezeigt. Sie wurde von Generalmilitärstaatsanwalt Marco De Paolis kuratiert, der bei der Ausstellungseröffnung ebenfalls dabei war. Das Land Hessen – die Hessische Staatskanzlei und die Hessische Landeszentrale für politische Bildung – finanzieren sie. Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft des Präsidenten der Italienischen Republik. „80 Jahre nach dem Massaker arbeiten Italien und Deutschland, die Region Emilia Romagna und Hessen gemeinsam daran, die Erinnerung wach zu halten. Italien und Deutschland sind heute enge Freunde und Partner. Die Region Emilia Romagna, zu der Marzabotto gehört, und Hessen sind Partnerregionen. Dies ist ein Grund dankbar zu sein. Die Geschichte hat sich nach Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa zum Positiven gedreht, das müssen wir uns bewahren. Unsere Schlussfolgerung aus der Vergangenheit muss lauten: Nie wieder Faschismus, nie wieder Unfreiheit!“, sagte der Justizminister abschließend.
Zwei Publikationen zur Frankfurter Buchmesse
Außerdem wird es zwei Publikationen zu dem Thema geben, die durch das Land Hessen finanziert und zum Start der Frankfurter Buchmesse erscheinen werden. Die Studie „Monte Solo Marzabotto“ von Marco De Paolis wird auf Vermittlung des Landes in einer Reihe des Fritz-Bauer-Institutes publiziert und arbeitet die Ereignisse auf. Der Interviewband „Eine Schule der Menschlichkeit – Deutsche und Italienische Staatsanwälte zur Verfolgung von NS-Kriegsverbrechen“ erscheint mit einem Grußwort von Ministerpräsident Boris Rhein im Verlag der Villa Vigoni.
Die Ausstellung „Trotz der langen verstrichenen Zeit…Die Nazifaschistischen Massaker im Befreiungskrieg 1943-1945“ in der Frankfurter Paulskirche ist noch bis zum 27. Oktober 2024 zu sehen.