Die Hessische Landesregierung hat heute auf ihrer auswärtigen Kabinettsitzung bei EUMETSAT (European Organisation for the Exploitation of Meteorological Satellites) in Darmstadt die erste Raumfahrtstrategie des Landes beschlossen und sich vor Ort über die Arbeit der internationalen Organisation informiert.
„Mit ,Hessen in Space‘ wollen wir weiter in die Zukunftsfähigkeit unseres Landes investieren, Innovationen voranbringen und neue Arbeitsplätze schaffen. Unsere Strategie orientiert sich an dem Nutzen, den die Raumfahrt für die Bürgerinnen und Bürger und unsere Wirtschaft hat“, erläuterte der Ministerpräsident das Ziel der Raumfahrtstrategie.
Hessen ist schon heute ein wichtiger Standort für die Raumfahrt. So befinden sich bedeutende Institutionen, Forschungseinrichtungen, Hochschulen und Unternehmen, die den Weltraum erforschen und anhand der Erkenntnisse wichtige technische Innovationen entwickeln. So existieren rund 40 Cluster und Netzwerkinitiativen aus verschiedenen Schlüsseltechnologiefeldern. Dazu gehören zum Beispiel das hessische House of Logistics an Mobility (HOLM). „Wesentlicher Bestandteil unseres Vorhabens ist es deshalb, diese miteinander zu vernetzen und ins Gespräch zu bringen. Der Raumfahrtstandort Hessen soll attraktiver werden und stärker ins öffentliche Bewusstsein gerückt werden“, so Bouffier weiter.
Vorteile der Datenerhebung aus dem All
Raumfahrt ist in unserem Alltag unverzichtbar, deshalb schauen wir vor allem auf den konkreten Nutzen für den Menschen. Schon heute nutzen wir tagtäglich viele Technologien, die ihren Ursprung in der Raumfahrtforschung haben. So ist es selbstverständlich, dass uns Satelliten mit schnellem Internet versorgen, uns über den Zustand unser Wälder aufklären und autonomes Fahren ermöglichen. Und aus der Raumfahrtforschung werden zunehmend auch technische Innovationen und unternehmerische Ideen geboren.
Und nicht nur das: Die Daten aus dem All können uns beispielsweise frühzeitig vor extremen Wetterereignissen warnen. Im Hinblick auf die klimatischen Veränderungen, die wir in der jüngsten Vergangenheit erleben mussten, ist auch die Arbeit von EUMETSAT, auch für unsere Sicherheit, elementar, sagte der Ministerpräsident.
„Raumfahrt ist in Hessen zudem ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Neben der Unternehmenslandschaft, die sich rund um ESOC und EUMETSAT in Darmstadt angesiedelt hat, sind viele Unternehmen auf die durch Satelliten gewonnenen Navigations-, Erdbeobachtungs- oder Wetterdaten angewiesen. Und natürlich fördern wir auch Start-ups, die neue, innovative Anwendungen dieser Daten entwickeln. Mit der Raumfahrtstrategie der Hessischen Landesregierung können alle Akteure vernetzt und das wirtschaftliche Potenzial der Raumfahrt für Hessen erschlossen werden“, erklärte Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir.
Diverse Maßnahmen geplant
Um den Raumfahrtstandort Hessen sichtbarer zu machen, hat die Landesregierung bereits im vergangenen Jahr einen Raumfahrtkoordinator ernannt. Prof. Dr.-Ing. Johann-Dietrich Wörner ist seit dem 1. August 2021 im Amt und hat die Raumfahrtstrategie maßgeblich erarbeitet. Aus seiner Sicht ist sie ein wichtiger Meilenstein für die weitere Entwicklung des hiesigen Raumfahrtstandortes. „Hessen ist schon jetzt aktiv und leistungsfähig in der Raumfahrt. Nun sollen die Aktivitäten insgesamt gesteigert werden, das heißt von Raumfahrtfirmen, aber auch von Einrichtungen, die die Raumfahrt bisher nicht genutzt haben“, so der Hessische Raumfahrtkoordinator.
Außerdem soll auch die Attraktivität von MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) -Fächern gesteigert werden, indem bereits in der vorschulischen und der schulischen Bildung verstärkt Lerninhalte mit Raumfahrtbezug im Unterricht behandelt werden könnten.
Abschließend sagte Ministerpräsident Bouffier: „EUMETSAT ist das beste Beispiel für die Faszination, die die unendlichen Weiten auslösen. Diese einzigartige Organisation in Europa liefert wichtige meteorologische Daten aus dem All, die uns beispielsweise frühzeitig vor extremen Wetterereignissen warnen können. Und so gibt es zahlreiche Beispiele in diesem Bereich, die für unser aller Leben hilfreich sein können“.
Hintergrund:
EUMETSAT wurde im Jahr 1986 in Hessen gegründet. Die internationale Organisation ist zuständig für den Betrieb der europäischen Wettersatelliten und stellt die meteorologischen Daten den Mitgliedsstaaten zur Verfügung. Gemeinsam mit ESOC, dem Europäischen Raumflugkontrollzentrum, kontrollieren sie zudem systemkritische zivile Infrastruktur im Weltraum und liefern somit die essenzielle Grundlage für die Forschung und technische Innovation von Unternehmen. „Hessen befindet sich mitten in Europa. Der Standort bietet ideale Voraussetzungen für die Arbeit von EUMETSAT. Wir sind sehr stolz darauf, dass die erste Hessische Raumfahrtstrategie in unserer Institution beraten und beschlossen wurde. Die Landesregierung zeigt damit, dass sie Potential der Raumfahrttechnologie in Hessen und den Nutzen für die Menschen fest im Blick hat. Wir freuen uns auf die weiteren Gespräche und die Zusammenarbeit mit der Landesregierung“, erklärte Philip Evans, Generaldirektor von EUMETSAT.