Die Corona-Pandemie hat die Zahl der Schülerinnen und Schüler vergrößert, denen das Lernen schwerfällt oder die ihr Umfeld so stark einspannt, dass sie Schwierigkeiten haben, einen Schulabschluss zu erreichen. Gerade Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien hatten und haben erheblich mit den Auswirkungen der Pandemie zu kämpfen. Schon vor Corona hat Hessen mit einem gezielten Programm die Unterstützung abschlussgefährdeter Schülerinnen und Schüler in Angriff genommen, das unter dem Namen „PUSCH – Praxis und Schule“ nun weiter aufgewertet wird. Dazu erklärte heute Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz: „PUSCH unterstützt Jugendliche in der für ihren späteren Werdegang entscheidenden Phase der beruflichen Orientierung, der Ausbildungsplatzsuche und der Bewerbung. Ich freue mich sehr, dass wir die guten Erfahrungen, die unsere Schulen in den vergangenen Jahren damit schon machen konnten, jetzt in einem inhaltlich neu akzentuierten und finanziell erheblich ausgeweiteten Förderprogramm fortsetzen können.“
Rund 73 Millionen Euro werden für das Programm aufgebracht – finanziert aus Landesmitteln und Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF). Das Gesamtbudget für die neue ESF-Förderperiode bis zum Jahr 2027 liegt damit um 7 Prozent über der Fördersumme der Vorgängerperiode 2014-2020.
Drei Tage Schule, zwei Tage praktische Ausbildung
PUSCH ersetzt die Vorläufer „PuSch A“ und „PuSch B“, bei denen zwischen der Förderung im allgemeinbildenden und im beruflichen Bereich differenziert wurde. Nun liegt der Fokus auf einer frühen präventiven Förderung. Die Jugendlichen sollen an den allgemeinbildenden Schulen so frühzeitig wie möglich unterstützt und auf ihren Schulabschluss gezielt vorbereitet werden. Dies kommt den Jugendlichen zugute und soll gleichzeitig die beruflichen Schulen entlasten. PUSCH bietet abschlussgefährdeten Schülerinnen und Schülern an Schulen mit Hauptschulbildungsgang die Chance, den (qualifizierenden) Hauptschulabschluss zu erreichen. Die Schülerinnen und Schüler lernen dazu an drei Tagen in der Schule und an zwei Tagen im Betrieb beziehungsweise in der Berufsschule. Dabei erwerben sie sowohl theoretische als auch praktische Kenntnisse über die Berufs- und Arbeitswelt. „Bei PUSCH geht es neben der Vermittlung von Basiskompetenzen zu einem erheblichen Teil auch darum, das Selbstwertgefühl und die Motivation der Jugendlichen zu steigern“, erläuterte Lorz. Eine externe Evaluierung habe ergeben, dass dies durch Erfolge beim praktischen Arbeiten besonders gut gelinge. „Deshalb legen wir hier einen besonderen Schwerpunkt.“ Bewährte Förderelemente aus PuSch B sind im Programm „Berufsfachschule zum Übergang in Ausbildung“ (BÜA 2.0) aufgegangen.
Hessen mit niedrigster Schulabbrecherquote in Deutschland
Für das neue Programm wird die Klassengröße merklich verkleinert, damit die individuelle Förderung der Jugendlichen noch besser gelingt. Sie liegt nun bei zehn bis 16 Schülerinnen und Schülern. Zudem hat das Land sogenannte PUSCH-Coaches eingeführt, die die Lehrkräfte im Unterricht entlasten und sich um die sozialpädagogische Begleitung der Schülerinnen und Schüler, um die Prüfungsvorbereitung und auch um die berufliche Orientierung kümmern. Jede PUSCH-Klasse wird einen solchen Coach bekommen. Und schließlich bietet das Programm auch eine Anschlussförderung für Flüchtlinge und Zugewanderte nach Absolvieren einer Intensivklasse, sofern sie ausreichend Sprachkenntnisse besitzen, um dem Unterricht in der Schule und im Betrieb folgen zu können. Infrage kommende und interessierte Schulen sind kürzlich über die Programminhalte informiert worden.
„Hessen verfügt seit Jahren über die niedrigste Schulabbrecherquote in Deutschland“, unterstrich der Minister. Das liege zu einem erheblichen Teil an erfolgreichen Programmen wie PUSCH. „Ich bin allen teilnehmenden Schulen sehr dankbar, dass Sie einen Beitrag leisten wollen, damit das so bleibt, und dass sie sich auch künftig in besonderer Weise der Förderung abschlussgefährdeter Schülerinnen und Schüler verschreiben.“