Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier hat anlässlich des Deutsch-Amerikanischen Tages, der in den Vereinigten Staaten am 6. Oktober als Feiertag begangen wird, für einen starken Zusammenhalt zwischen Europa und den Vereinigten Staaten geworben. „Angesichts der Herausforderungen unserer Zeit bedarf es eines engen Verhältnisses zwischen Europa und den Vereinigten Staaten. Der Klimawandel, die Corona-Pandemie und eine gut funktionierende Wirtschaft – all diese Dinge lassen sich nicht im Alleingang erfolgreich meistern. Dafür braucht es starke Partner und vertrauensvolle Beziehungen. Amerika ist den Deutschen immer ein verlässlicher Partner gewesen“, betonte Bouffier am Mittwoch in Wiesbaden. Gut funktionierende transatlantische Beziehungen seien die Grundlage für eine erfolgreiche Zusammenarbeit bei den Fragen, die die Zukunft entscheiden. Nach langen Jahren des Stillstandes, vor allem im wirtschaftlichen Bereich, sei mit dem neuen amerikanischen Präsidenten Joe Biden nun ein Neustart möglich.
Wichtiger wirtschaftlicher Partner
Ministerpräsident Bouffier betonte, dass die Vereinigten Staaten der wichtigste Partner der hessischen Außenwirtschaft, sowohl im Handel wie auch bei Investitionen sei. „Gerade in der aktuellen Situation bei der Überwindung der Corona-Krise sind die Handelsbeziehungen mit amerikanischen Unternehmen wichtige Impulsgeber für wirtschaftliche Entwicklung“, machte Bouffier deutlich. Zur Unterstützung von amerikanischen und hessischen Unternehmen unterhält die FrankfurtRheinMain GmbH International Marketing of the Region (FRM GmbH) in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsfördergesellschaft des Landes Hessen, der Hessen Trade & Invest GmbH, ein Büro in Chicago. „Eine gute Wirtschaft lebt vom gegenseitigen Austausch und vom gegenseitigen Lernen. Die Vereinigten Staaten sind hierfür ein prädestinierter Partner“, so Bouffier.
„Unsere Kultur wurde durch die Amerikaner mitgeprägt“
Der Ministerpräsident erinnerte an das „besondere Verhältnis“ zwischen Hessen und den Vereinigten Staaten. „Die Amerikaner haben einen ganz wesentlichen Beitrag dazu geleistet, dass Hessen nach dem Zweiten Weltkrieg ein Neustart gelingen konnte. Zahlreiche hessische Städte wie zum Beispiel Frankfurt, Gießen, Fulda oder Kassel wurden im Krieg stark zerstört. Unseren amerikanischen Freunden ist es zu verdanken, dass der Wiederaufbau von Wirtschaft und Gesellschaft in der Nachkriegszeit verhältnismäßig rasch gelungen ist“, sagte Bouffier. Zudem hätten die Amerikaner wichtige Aufbauarbeit bei der Einrichtung von Verwaltungsstrukturen geleistet.
Am 19. September 1945 wurde mit der Proklamation Nr. 2 das Land Groß-Hessen durch den damaligen Befehlshaber der amerikanischen Streitkräfte in Europa, General Dwight D. Eisenhower, gegründet. Neue Landeshauptstadt wurde am 12. Oktober Wiesbaden. Das hessische Staatsgebiet umfasste die ehemaligen preußischen Regierungsbezirke Kassel und Wiesbaden und den früheren Volksstaat Hessen. „Unsere Kultur wurde durch die Amerikaner mitgeprägt“, unterstrich Bouffier. Das gelte auch für das Politische. „Hesse ist, wer Hesse sein will“, das Motto des ersten Hessentages 1961, ginge daher auch auf eine politische Kultur der Liberalität zurück, die dem amerikanischen „pursuit of happiness“ – dem Streben nach Glück – zugrunde liegt. „Die Traditionslinie eines reformerischen Liberalismus, mit der US-Präsident Franklin D. Roosevelt verbunden wird, war prägend für die hessische Erfolgsgeschichte. Dass wir uns weiter an sie halten und nicht in programmatische Starrheit oder eine dogmatische Weltsicht verfallen, ist für die Zukunft unseres Gemeinwesens und den Zusammenhalt der Gesellschaft entscheidend“, so der Ministerpräsident.
Erfolg jahrelang gepflegter Beziehungen
Auch heute sei das Verhältnis zu den USA ein enges. „Mit dem US-Bundesstaat Wisconsin pflegt Hessen eine nunmehr 45-jährige Partnerschaft. Diese ist die älteste Regionalpartnerschaft Hessens und gilt als die erste zwischen einem US-Bundesstaat und einem deutschen Bundesland“, sagte der Ministerpräsident. So kooperiere Hessen mit dem Bundesstaat Wisconsin, der im Mittleren Westen der Vereinigten Staaten liegt, in unterschiedlichen Bereichen. Zahlreiche Kreis-, Städte- und Schulpartnerschaften kennzeichneten das intensive Verhältnis, so Bouffier. „Zahlreiche Schulen in Hessen unterhalten Kontakte zu Partnerschulen in Wisconsin, Berufsschulen aus Hessen arbeiten mit den amerikanischen Technical Colleges unter anderem im Bereich der dualen Ausbildung zusammen. Auch im Hochschulbereich bestehen Partnerschaften und Austauschprogramme hessischer Universitäten mit renommierten Universitäten in Wisconsin. Das Hessen-Wisconsin Landesprogramm trägt zur internationalen Netzwerkbildung sowie zur Internationalisierung der hessischen Hochschulen bei. Das ist ein Erfolg und das Ergebnis dieser jahrelang gepflegten Beziehung“, unterstrich der Ministerpräsident. Hessen habe mit Wisconsin zudem intensive Beziehungen im Bereich der Wirtschaft, insbesondere auf dem Feld der Biotechnologie. Firmen aus Hessen mit Standorten in Wisconsin sind unter anderem Merck, Viessmann, die Messer Gruppe und Schunk.
Der Ministerpräsident unterstrich, dass Hessen und insbesondere die Landeshauptstadt Wiesbaden auch 75 Jahre nach der Gründung des Bundeslandes – die Verfassung Hessens trat am 1. Dezember 1946 in Kraft – eine bedeutende Rolle für die USA spiele. So hat das Europa-Hauptquartier des US-Heeres seinen Sitz in Wiesbaden. Die US-Heeresgarnison Wiesbaden ist zudem die Standortverwaltung für eine etwa 16.600-köpfige amerikanische Militärgemeinde in Hessen. „Das zeigt: Amerika war nicht nur ,Geburtshelfer' Hessens, sondern ist bis heute eng und partnerschaftlich mit dem Bundesland verwoben.“
Hintergrund Deutsch-Amerikanischer Tag
Der Deutsch-Amerikanische Tag ist ein Feiertag in den Vereinigten Staaten, der jährlich am 6. Oktober begangen wird. Der Feiertag erinnert an das deutsche Erbe in Nordamerika und nimmt Bezug auf die Stadtgründung Germantowns, deren Gründer unter der Führung des deutschen Predigers Franz Daniel Pastorius am 6. Oktober 1683 in Philadelphia landeten. Der Deutsch-Amerikanische Tag wurde erstmals im 19. Jahrhundert gefeiert. Bedingt durch den Ersten Weltkrieg starb diese Tradition jedoch aus. Wiederbelebt wurde sie 1983. Der damalige Präsident Ronald Reagan rief den 6. Oktober anlässlich des 300. Jahrestages der Immigration von Deutschen und ihrer Kultur in die Vereinigten Staaten zum German-American Day aus.