„Wer begreift, wie sehr jüdisches Leben die Entwicklung unseres Landes mitgeprägt hat, der entwickelt ein eigenes Bild und einen positiven Bezug und wird somit weniger empfänglich für den Ungeist des Antisemitismus. Deshalb wird die Vermittlung über jüdisches Leben künftig eine noch stärkere Rolle auch bei uns in Hessen spielen und das Projekt des Synagogen-Gedenkbandes Hessen wird hierbei eine wichtige Rolle einnehmen“, betonte der Beauftragte der Hessischen Landesregierung für jüdisches Leben und den Kampf gegen Antisemitismus, Uwe Becker, bei der internationalen Konferenz „Jüdisches Frankfurt – Geistes- und Kulturgeschichte von der Emanzipation bis zum Beginn des Nationalsozialismus“ in Frankfurt am Main.
Bewusstsein in der Gesellschaft stärken
„Es waren gerade auch jüdische Familien, die die Entwicklung Hessens in der Wissenschaft, der Kultur und der Wirtschaft über die Jahrhunderte hinweg mitgeprägt haben und gerade den Weg des Landes in die Moderne des 19. und 20. Jahrhunderts maßgeblich mitgestaltet haben. Unsere hessischen Städte und Gemeinden würden ohne ihre oftmals auch jüdische Seite heute anders aussehen, vielfach weniger fortschrittlich und meist gesellschaftlich deutlich ärmer. Umso tiefer sind allerdings auch die gesellschaftlichen Narben, die die schreckliche Zeit der Shoah mit der Entrechtung, Vertreibung und Ermordung so vieler Hessinnen und Hessen hinterlassen hat. Umso mehr ist es heute unsere Aufgabe, an das gestalterische Wirken von Jüdinnen und Juden zu erinnern und dieses Bewusstsein in der gesamten Gesellschaft zu stärken“, so der Antisemitismusbeauftragte Uwe Becker weiter.
„Gegen antisemitische Stereotype und Vorurteile hilft Aufklärung, Wissen und Begegnung. Und wer die Geschichte einst jüdischer Kaufhäuser in Darmstadt oder Wiesbaden, jene des Hafens in Hanau, von Sozialeinrichtungen in Kassel oder jene der Frankfurter Goethe Universität kennt, wird die eigene Stadt mit anderen Augen betrachten, die Bedeutung jüdischen Lebens stärker wahrnehmen und noch mehr begreifen, dass sich Feindlichkeit und Hetze gegenüber Juden immer auch gegen die gesamte Gesellschaft richtet“, so Uwe Becker abschließend.